Caesar IV im Test

Wer die hübsch gestaltete Verpackung aus dem praktischen Schuber und von Folie befreit, darf zunächst 2 GB Daten auf seine Festplatte schaufeln. Danach geht es ab ins Hauptmenü von Caesar IV. Neben einem Szenariomodus mit einstellbarem Schwierigkeitsgrad packte Entwickler Tilted Mill auch zwei Kampagnen ins Spiel. Angefangen mit der Republik inklusive eines hilfreichen Tutorials dürfen sich Fortgeschrittene nach Freischaltung an den fordernden Missionen der Imperium-Kampagne versuchen.

In bester Sim City Tradition gilt es eine blühende antike Metropole zu errichten. Gemessen wird der Erfolg des Spielers in fünf Bereichen: Kultur, Wohlstand, Ruhm, Sicherheit und Bevölkerung. Diese Werte lassen sich durch den Bau entsprechender Einrichtungen verändern. Ein Theater steigert etwa den kulturellen Wert der Ansiedlung, während Stadtmauern für ein erhöhtes Sicherheitsgefühl sorgen. Ruhm erlangt man gewöhnlich durch außergewöhnliche Taten und auch bei Caesar IV muss der Spieler hierfür manch harte Nuss knacken. So gibt der Senat gern utopische Zielvorgaben, die der menschliche Stadthalter zu erfüllen hat.

Interessant fand ich die Tatsache, dass die Stadt nicht mit sozialistischen Einheitsbauten zugepflastert wird. Wie das in der Vergangenheit in ähnlichen Games oft war. Nein, bei Caesar IV gefiel mir die Ausprägung unterschiedlicher Viertel, beispielsweise für wohlhabendere Schichten, den Mittelstand oder die Unterschicht.

Und wie beim Ur-Vater Sim City ist es mit der Errichtung allein nicht getan. Die Frischwasserversorgung mit Aquädukten will gesichert sein, und wenn sich in der Nähe ein unterhaltsames Spektakel á la Kolosseum oder Theater befindet, ist das gleich umso besser. Aus hygienischen Gründen müssen ebenfalls Hospitäler in die Planung mit einbezogen werden. Und dann wäre da noch die Nahrungsversorgung zu erwähnen, die durch das Errichten außerhalb gelegener Farmen verbessert wird.

Allerdings kosten diese hochtrabenden Pläne eine ganze Stange Sesterzen, weshalb ich schon bald verzweifelt an der Steuerschraube drehte. Was bei der Bevölkerung weniger gut ankam. Deshalb lohnt es, sich möglichst rasch dem Handel zu widmen. Gegen einen gewissen Obolus lassen sich nämlich Handelsrouten erschließen und Waren exportieren, was Gelder in die chronisch leere römische Kriegskasse spült.

Apropos Kriegskasse: Die Tätigkeit im alten Rom beschränkt sich nicht auf Stadtplanung. Auch der Bau von Kasernen und die Rekrutierung einer Armee wird vom Spieler angeleitet. Ab und an schauen nämlich mal ein paar feindliche Griechen, Gallier oder Karthager vorbei.

Manchmal fragt auch die Hauptstadt Rom selbst vor einer größeren Schlacht um Unterstützung aus seiner loyalen Provinz. Entsendet man Hilfstruppen, bekommt man sogar angezeigt, wie das den Schlachtenverlauf beeinflusst. Fand ich ein sehr cooles und atmosphärisches Feature, dass mir das Gefühl gab, Teil eines größeren Ganzen zu sein und nicht nur eines Mikrokosmos, der sich auf mein Städtchen beschränkt.

Technisch ist Caesar IV das erwartungsgemäß fortgeschrittenste Spiel der Reihe. Ich erinnere mich noch an Caesar I mit seinem Sim City Look, dass ich damals auf dem Macintosh spielte. Die anderen Teile gingen dann schon in Richtung 3D, blieben aber der Vogelperspektive treu. Auch Caesar hält der Übersicht wegen daran fest, präsentiert aber unglaublich viele hübsche Details wie schuftende Arbeiter oder eine flanierende Oberschicht. Dazu Wettereffekte wie Regen und Nebel. Mir hat es sehr gut gefallen, insbesondere weil ich die Kameraperspektive via Maus problemlos drehen konnte.  Und die Soundkulisse mit schönen Effekten (z. B. Stimmengewirr auf einem Markt) kann sich hören lassen. Als einziges Negativum fielen mir vereinzelte Clipping-Fehler auf, wenn Objekt A mal leicht in Objekt B reinragte.

Wenn ich mir allerdings die Systemvoraussetzungen ansehe, bin ich gerne bereit, diesen Makel zu verzeihen. Denn hier sind sogar betagtere Rechner noch gut mit dabei. Es reicht schon eine 1,6 Ghz CPU mit 512 MB RAM und einer 128 MB Grafikkarte. (DirectX 9.0c und Shader 1.1 Unterstützung ist aber ein Muss!). Zudem läuft Caesar IV auf Windows 2000 / XP.

Größer war meine Enttäuschung beim Onlinemodus. Hier wurde SO viel Potenzial verschenkt. Statt mit menschlichen Spielern zu interagieren, versuchen sich Spieler an gestellten Szenarien. Das Ergebnis wird anschließend quasi in einer virtuellen Ruhmeshalle gespeichert und ist für jeden Hobbystatthalter abzurufen. Das war‘s. Ein Modus, der quasi eine ganze antike Welt simuliert, bleibt ebenso wie ein direktes Duell auf einer Karte ein Wunschtraum. Aber wer weiß, eventuell liefert Sierra in Bälde ja noch ein passendes (kostenpflichtiges) Multiplayer Add-On nach ...