Vor 11 Jahren kamen Alice' Eltern in einem schrecklichen Feuer ums Leben. Sie überlebte das Feuer nur schwer verbrannt - und traumatisiert. Nach diesen Ereignissen wurde sie ins Rutledge Asylum gebracht. Dort eingesperrt, besiegte sie ihre inneren Dämonen in einer fabelhaften Welt - dem Wunderland. Jetzt, 10 Jahre später, steht ihre Entlassung kurz bevor, doch die traumatischen Ereignisse trägt sie immer noch mit sich. In Alice: Madness Returns wird Alice aus der geschlossenen Anstalt entlassen und nach London verlegt. Von albtraumhaften, fast realen Halluzinationen verfolgt, muss sie ihre Bürde verstehen um geheilt zu werden. Ihr Verstand ist nicht in der Lage die Angst und Neurosen unter Kontrolle zu bekommen und ihre seltsamen Träume, Erinnerungen und Visionen zu besiegen. Ihre Verlegung nach London scheint die Situation nur verschlimmert zu haben. Hier erlangt ihr zum ersten Mal die Kontolle über Alice. Nach einem Gespräch mit eurem Psychiater irrt ihr in der Anstalt und dann in der Stadt umher, bis euch ein weißes Kaninchen über den Weg läuft ...
Im Endeffekt kommt es, wie es kommen muss. Ihr folgt dem weißen Nager und findet euch kurzerhand im Wunderland wieder. Doch hat sich das Wunderland seit eurem letzten Besuch verändert. Es ist noch verstörter geworden und Alice beschleicht das Gefühl, dass es etwas mit ihrem aktuellem Zustand zu tun hat. Ihr erfahrt im Laufe des Abenteuers, dass ein brennender Zug das Unheil mit sich bringt und entschließt, dem ein Ende zu bereiten. Doch was am Ende auf euch zukommt, hätte niemand ahnen können ...
Wie beim Vorgänger, handelt es sich bei Alice: Madness Returns um ein Action-Adventure mit zahlreichen Jump & Run Einlangen. Vorteilhaft ist, dass man American McGee's Alice nicht zwingend gespielt haben muss, um das neue Alice Abenteuer zu verstehen. Aber für die, die Alice' ersten Auftritt verpasst haben, hat sich EA etwas Tolles einfallen lassen: Der erste Teil darf gratis herunter geladen und in HD gespielt werden. Gebrauchtkäufer müssen sich das Spiel aber für 800 MS Punkte oder 9,99 EUR im PSN Store kaufen. Für Erstkäufer ist die Dreingabe des ersten Teils aber aller erste Sahne und erhöht die Spielzeit natülich enorm.
Doch zurück zu Alice: Madness Returns. Sobald ihr im Wunderland ankommt, lauft ihr der Grinsekatze über den Weg. Diese gibt euch fortan wichtige Tipps. Im Wunderland sind zudem Erinnerungsfetzen verstreut. Sammelt ihr diese, erfahrt ihr mehr über Alice, die anderen Charaktere zu denen sie Bezug hat und über die Hintergrundgeschichte. Schwerpunkt des Spiels liegt aber eindeutig in den Jump and Run- und Action Einlagen. So springt ihr über fliegende Plattformen, überdimensionale Pilze, schwebende Karten oder Luftströmungen. Dabei kann Alice einen Doppelsprung ausführen und per Knopfdruck zeitweise durch die Luft gleiten. Obwohl das Spiel an einer etwas hakeligen Sprungsteuerung leidet und stellenweise Clippingfehler aufweist, machen die Sprungeinlagen viel Spaß. Ganz perfekt sind diese aber leider nicht. So kann es passieren, dass Alice an einem Vorsprung hängen bleibt, oder dank der zickigen Kamera Sprünge im Jenseits enden.
Schon nach wenigen Metern findet ihr ein Messer, dass zu eurem ständigen Begleiter wird. Die Action Einlagen spielen sich allesamt flüßig und angenehm simpel. Durch wiederholtes Knopfdrücken zerlegt ihr eure Gegner und sammelt liegen gelassene Zähne. Mit diesen könnt ihr eure Waffen aufbessern. Neben dem Messer erhaltet ihr im Laufe des Abenteuers beispielweise eine Pfeffermühle, die im Fernkampf sehr sinnvoll als Gewehrersatz eingesetzt werden kann. Aber auch ein Steckenpferd für harte Gegner oder Hinternisse und einen Regenschirm findet ihr. Damit könnt ihr beispielsweise Geschütze zurück schlagen. Die Kämpfe könnt ihr durch reines Knopfdrücken und das Zusammenspiel der verschiedenen Waffen meistern. Etwas mehr Taktik, Specialmoves oder richtige Endgegner hätten dem Spiel aber nicht geschadet. Dies wird hier leider schmerzlichst vermisst.
Aufgelockert werden die Sprung und Action Einlagen durch kleine Rätsel, wo ihr Alice schrumpfen müsst, um geheime Durchgänge freizulegen. Ist der Schrumpfsinn aktiviert, könnt ihr zudem verstecke Wege sehen und so andere Bereiche erforschen. Zwischendurch spielt ihr auch mal ein Level im Shoot Em Up Manier, was mächtig Laune macht und euch wundern lässt, was noch alles auf euch zukommen wird. Apropos wundern: das Wunderland ist in Alice: Madness Returns so skurill, dass es sich nur schwer in Worte fassen lässt.
Die kleinen Fehler, an denen das Spiel leidet, macht das absolut geniale Level- und Artdesign wieder wett. Das ganze Wunderland strotzt nur so vor düsteren Kreaturen, stimmiger Levelarchitektur und total abgedrehten Levels. Der Fantasie der Entwickler waren scheinbar keine Grenzen gesetzt, wie man an allen Ecken und Kanten der Spielwelt sehen kann. Obwohl das Spiel recht linear daher kommt und euch vor unsichtbare Levelgrenze stellt, werdet ihr vom Wunderland nicht genug bekommen können. Und genau hier liegt auch der größte Pluspunkt des Spiels, der den Hauptteil der Motivation ausmacht. Man will einfach wissen, welche abgedrehten Ideen noch auf einen zukommen werden.
Abwechslung wird hier ebenfalls groß geschrieben. So fangt ihr euer Abenteuer in einem wundersamen Wald an, springt auf schwebenden Karten dem Ziel entgegen, rutscht auf einer Murmelbahn, bahnt euch euren Weg durch die finsteren Gemäuer des Hutmachers, gelangt in eine Eiswelt und sogar auf den Meeresgrund. Diese hohe Qualität in Sachen Abwechslung hält sich das gesamte Spiel über. So viel Abwechslung hätte ich mir auch im Gameplay gewünscht.
So grandios die künstlerische Vielfalt des Spiel ist, so zweischneidig ist dessen grafische Umsetzung. Es gibt Momente, da sieht Alice: Madness Returns einfach wahnsinnig gut und atmosphärisch aus. Andererseits werdet ihr auch von matschigen Texturen, Nachladerucklern und lieblosen Leveldetails erschlagen, die euch die hölzernen Charakteranimationen der Nebencharaktere und Gegner schon fast übersehen lassen. An vielen Stellen hätten dem Spiel noch ein paar Monate Entwicklungszeit gut getan. Aber all das sind trotzdem nur einige Kritikpunkte, die vom genialen Artdesign in den Schatten gestellt werden. Alice: Madness Returns ist ein super Beispiel dafür, dass Technik und Bombastgrafik nicht alles sind, was ein Spiel ausmachen.
Auf die Ohren gibt es einen stimmungsvollen Soundtrack, dessen Melodien die morbide Atmospähre des Spiels gut unterstreichen. Auch die Soundeffekte gehen soweit in Ordnung, ohne wirklich Bäume auszureißen. Garniert wird das Ganze von einer gelungenen deutschen Sprachausgabe.
Alice: Madness Returns ist ein gelungener Ausflug in ein anderes, düsteres Wunderland, das kein Action-Adventure Fan verpassen sollte. Die Wertung wäre noch deutlich höher ausgefallen, wenn nicht einige technische Maken wie böse Clippingfehler, stellenweise Kameraprobleme und die etwas fade grafische Umsetzung das grandiose Gesamtbild geschmählert hätten. Nichtsdestotrotz ist Alice: Madness Returns ein gutes Spiel geworden, dass in Sachen Artdesign seinesgleichen sucht. Genrefans greifen zu!