Populous DS im Test

Nintendo DS
Lang, lang ist´s her: die 90er waren gerade frisch, Deutschland war vereint, TV-Kanäle konnte man noch an einer Hand abzählen und der Amiga 500 hat die Kinderzimmer im Sturm erobert. Commodores Heimcomputer war nach dem C64 die technische Revolution für die heimische Stube. Ein absoluter Spielspaßgarant für die Wunderkiste war seinerzeit Populous von Designlegende Peter Molyneux und seinem legendären Bullfrog-Team. Schon damals hatte der Entwickler ein Faible (kleine Anspielung auf seinen neusten Geniestreich) dafür, dem Spieler die Macht eines Gottes aufzubürgen - Spiele wie Black & White waren da nur die konsequente Weiterentwicklung. Ob die Umsetzung von Populous auf dem Nintendo DS die göttliche Offenbahrung ist, die das Spielprinzip verspricht, klären wir in unserem Review.

Mit einigen Retro-Tränen in den Augen dürfen also alte Hasen nach dem Einschalten zunächst das Intro der Gottgeschichte bewundern. Neulinge und Grafikpuristen hingegen rümpfen aufgrund der Standbilder inklusive Hintergrundstory im Fließtext die anspruchsvolle Nase. Im Menübildschirm hat man schlussendlich die Qual der Wahl - in der Theorie jedenfalls, denn Anfangs stehen lediglich der Versus-Multiplayermodus und die Herausforderungen zur Verfügung. Das freie Spiel muss erstmal durch bezwingen des Tutorials erspielt werden. Zuvor darf man jedoch getrost einen Blick in die Optionen werfen, um die Touchscreen-Steuerung und den Sound den eigenen Wünschen anzupassen.

Somit machen sich Nachwuchsgötter zunächst an das besagte Tutorial. Textanleitungen erklären Schritt für Schritt Eure Herrschaft über die Elemente bzw. Eure Untertanen. In Populous DS dreht sich alles um magische Energie, die dazu benutzt wird göttliche Wunder zu bewirken. Zunächst gilt es die unregelmäßige Hügellandschaft für Eure Untertanen anhand des Touchscreens mit dem Stylus zu ebnen respektive zu plätten. Ganz im Sinne von "seid fruchtbar und mehret euch" wuseln Eure Knuddelmännchen auf dem oberen Bildschirm umher und Ihr seht die Früchte Eurer Feldarbeit. Habt Ihr für Eure Mannen ausreichend Platz auf den Ebenen für Häuser und Schlösser geschaffen, vergrößert sich Euer Einfluss. Damit fließt Mana in Euren Krafttopf und Ihr schaltet weitere Wunder frei.


So lassen sich Eure Untertanen zusammenrufen, zu Kriegern ausbilden und werden von Euch schlussendlich zum Kampf mit den gegnerischen Dämonenanbetern geschickt. Dann geht’s Rund - die Kampfkraft wird maßgeblich vom Glauben in Eure göttlichen Kräfte beeinflußt. Habt Ihr die kleinen Kämpfer gut aufgebaut, sind gegnerische Horden ein Klacks und Ihr besetzt feindliche Häuser - das bringt einen großen Zuwachs an mentaler Energie. Aber Ihr wärt kein Gott wenn Ihr Euch nur auf die Kräfte Eurer Anbeter verlassen würdet. Im späteren Verlauf werden durch Mana eigene Offensivkräfte wie Meteoritenregen, Sumpf oder Überschwemmung freigeschaltet. Setzt diese an strategisch wichtigen Punkten ein, denn in der Hitze des Gefechts kann es schon einmal vorkommen, dass Ihr Euer eigenes Dorf als Ziel ausgewählt habt - hier ist also Vorsicht geboten.


Habt Ihr Euch aufgebaut und den gegnerischen Glauben genügend erschüttert bzw. ist das großzügige Zeitlimit der mitlaufenden Uhr abgelaufen, geht es in den Endkampf. Einmal gewählt könnt Ihr diesen selbst nicht mehr beeinflussen - lehnt Euch zurück und schaut wie sich Eure tapferen Helden im Kampf mit den dunklen Horden begleitet von klassischer Musik gegenüberstehen. Habt Ihr diese Herausforderung gemeistert, gibt es eine Abschlußstatistik und es geht an die Nächste - insgesamt 50 Missionen auf verschiedenen Umweltebenen wollen entdeckt werden - mit einem wirklich knackigen Schwierigkeitsgrad in späteren Level. So schaltet Ihr nach und nach immer weitere Elementargötter frei, jeweils mit eigenen Wundern und Kräften.


Neben den Herausforderungen hat man die Möglichkeit sich in einem freien Spiel austoben. Hier darf der Spieler dann Parameter wie Aggressivität, Umgebungsgrafik, Zeitlimit bis zum automatischen Endkampf oder Wundereinsatz festlegen - ansonsten bleibt das Spielprinzip jedoch vollkommen gleich. Auch der Multiplayermodus ändert nichts an dieser Tatsache - obwohl ein hitziger Kampf gegen bis zu 4 Freunde doch seinen Reiz ausspielt. Hier liegt auch der Schwachpunkt von Populous DS: denn eigentlich geht es darum immer die gleichen Dinge bis zum großen Finale zu erledigen. Früher war dies mangels Konkurrenz auf dem Spielemarkt noch höchst erfolgreich - heutzutage hingegen gibt es woanders mehr fürs Geld. Daran ändert auch der neue Kriegerjagdmodus nichts. Dieser fällt eher in die Sparte Minispiele und sorgt höchstens für eine kleine Runde zwischendurch für Kurzweil. Findet vorgegebene Spielfiguren, die sich auf dem Spielfeld tummeln. Tippt man auf einen falschen kleinen Kämpfer gibt´s Punktabzug. Klingt spannend? Genauso spielt es sich in der Praxis.


Grafisch ist der Titel leider nicht mehr wirklich auf der Höhe der Zeit und überzeugt nur wahre Retroliebhaber. Das Spielgeschehen in der isometrischen 2D-Perspektive ist zwar übersichtlich, aber strotzt nicht gerade mit Detailtiefe - hier merkt man, dass Populous schon gut 20 Jahre auf dem Buckel hat. Auch die kurzen Wunderanimationen sind im ersten Anlauf vielleicht noch bestenfalls als nett zu bezeichnen, nach einiger Zeit nimmt man diese aber nur noch als sich wiederholende, grafische Belanglosigkeiten wahr. Einzig die freispielbare 8bit-Ebene weiß noch mit einem gewissen liebevollen Charme zu gefallen. Hier errichten die Wuselmannen Konsolenhäuser in Form von Gamecube, Gameboy Advance und weiteren Konsolen aus Nintendos Portfolio.

Auch im Soundbereich bietet Populous DS nur durchschnittliche Kost. Dudelige Musik mit Kirmes-Flair, die extrem an selige 16bit bzw. Amiga-Zeiten erinnert, passt zwar perfekt zur grafischen Präsentation - leider ist das nicht gerade ein Kompliment. Die Soundeffekte beschränken sich auf stimmige Kampfgeräusche der Krieger und Krach-Boom-Geräusche der Offensivwunder. Im Endkampf geht’s dagegen wie bereits angesprochen auch audiotechnisch heiß her - Beethovens Ode an die Freude klingt neben den Kampfgeräuschen im 16bit-Stil aus den Speakern. Die Harmonie der Musik erinnert im Zusammenspiel mit dem rabiaten Bildschirmgeschehen an klassische Kampfszenen aus Neon Genesis Evangelion oder Stanley Kubricks Clockwork Orange - einfach herrlich.

Harald meint:

Harald

Die Wahrheit tut weh: Populous DS macht Spaß, aber 20 Jahre nach der Erstveröffentlichung wirkt die Umsetzung konzeptionell doch etwas altbacken. Zeitgenössische Strategiepuristen werden um des immer gleichen Ablaufs und den begrenzten Gestaltungsmöglichkeiten lieber zu Konkurrenztiteln mit mehr Aufbau- und Strategieanteil greifen. Trotzdem werden neben Retrofreaks auch Neulinge ihren Spaß an dem Spielkonzept haben: Populous DS ist nämlich kein Strategiebrocken, sondern leichte und unterhaltsame Kost - hier hat man auch Erfolg ohne vorher ellenlange Strategien auszuarbeiten und Statistiken auszuwerten. Wer dem Titel seine gerechte Chance gibt, wird zwar nicht mit einem Hit belohnt - hat aber dafür neben einem Stück Videospielgeschichte auch einen spaßigen und fordernden Zeitvertreib mit einer ausgeklügelten Steuerung und einem spaßigen Multiplayer. Kenner und Strategen dürfen gerne zugreifen, allen Anderen raten wir zuerst ein kurzes Probespiel an.

Positiv

  • Retrofeeling pur!!!
  • Sehr gute Stylus-Steuerung
  • Spaßiger Multiplayermodus

Negativ

  • Nüchtern betrachtet immer der gleiche Spielablauf
  • Grafisch altbacken, nervende Kirmesmusik
  • Begrenzte Einflußmöglichkeiten
Userwertung
7.4 1 Stimmen
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Forum
  • von Uroko Sakanabito:

    Nachtrag, Bruder seid 16:00 da kommuniziert kaum noch spielt Populous... Seid 20:00; infiziert ...

  • von Uroko Sakanabito:

    @Topic super Spiel super Umsetzung ! Würd es keinem empfehlen der es noch nicht kennen, wer den Klassiker aber mag / kennt sollte sofort zuschlagen -> "Armageddon" ist unterlegt mit "Freude schönder Götterfunken" ...

  • von ONOX2:

    Original von Uroko Sakanabito Achso Jo, hat ewig gedauert ! Hoffe ja immer noch auf Quake und das Doom 64 aber ich glaube das wird nichts mehr werden Wieso? Quake gibt es doch für DS. Sogar Teil 1 und 2, nur halt nicht offiziell. ...

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Populous DS Daten
Genre Strategie
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 24. April 2009
Vermarkter Eidos
Wertung 7
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